Masterplan für Verkehr und Klimaschutz gefordert

Auch wenn mancher schon genervt ist- das Thema Verkehr auf Sylt wird uns noch länger auf der Insel beschäftigen. Seit die Grünen mit etlichen Fraktionen eine Anfrage zur Neuordnung des ÖPNV stellten, ist die Lokalpresse täglich voll mit Themen zum Inselverkehr: Busfahren, Radfahren, Parkraumbewirtschaftung, Parkausbau, Tempo 30 in der Innenstadt, Fußgängerzone frei für Radfahrer…

Die Autolawine nach Sylt rollt ungebremst weiter

Die Autolawine nach Sylt rollt ungebremst weiter

Diese „grüne Welle“ zeigt. Vielen liegt es am Herzen, daß sich schnell etwas an der Verkehrslage und -führung für alle Verkehrsmittel verbessert, daß die Zahl der Autos reduziert wird und Busfahren attraktiver wird. In der Berichterstattung zeigt sich aber auch, daß egal von welcher Seite das Thema einer Veränderung im Inselverkehr angepackt wird, sofort  von irgendeiner Interessengruppe heftiger Widerstand aufflammt:
Die Unternehmer wollen mehr Parkplätze in der Stadt, die Radfahrer, Fußgänger und teilweise auch die Autofahrer selbst wollen weniger Mief (und MIV), zahlreiche Fraktionen sehen die Lösung in einem Projekt „freies Busfahren auf Kurkarte“. Die Manager des insularen Tourismus argumentieren dagegen, daß eine Erhöhung der Kurtaxe um maximal einen Euro das Ende des Sylter Fremdenverkehrs bedeuten könnte. Handfeste Belege aus Umfragen und statistisch belastbaren Untersuchungen legen Sie dafür jedoch nicht auf den Tisch. Aus unerfindlichen Gründen sehen sie offenbar nicht den enormen Imagegewinn für die ersehnte „europäische TOP-Destination Sylt“ den einen solcher Schritt sicher hätte.
Das Argument, eine Busticket-Ermässigung mit Mitteln aus der Kurtaxe würde  langwierige Ausschreibungen des ÖPNV zwingend erforderlich machen ist  falsch: Es gibt durchaus Denkmodelle und gesetzliche Vorgaben, die das ohne weitere Ausschreibung mit der SVG ermöglichen könnten.

Die Radfahrer wollen besser von Ost nach West kommen, aber die Anlieger der Friedrichstrasse sperren sich gegen eine Öffnung ihrer Fussgängerzone für Radler, der Ortsbeirat will sofort Tempo 30 in ganz Westerland, aber die Landesbehörde sagt: „Das geht nicht“. Der Busunternehmer will extra schnelle Busspuren, bessere Ampelschaltungen zur Beschleunigung der Busse -aber auch da scheint es Schwierigkeiten zu geben.
Wir bewegen uns scheinbar im (Teufels-)Kreisverkehr. Ein Masterplan muss her. Die Grundlagen dafür sind ja da: Ein Verkehrsgutachten, ein Klimagutachten, ein Verkehrsleitbild, ein fast fertiges Radfahrkonzept, ein in der Diskussion befindlicher Rahmenvertrag zwischen Landschaftszweckverband und SVG. Ein Busunternehmer der innovativ denkt und eine ganze Reihe von Zukunftstechnologien, die unmittelbar vor der Serienreife stehen (Z.B. autonome Fahrzeuge).
Ein insularer runder Tisch könnte vielleicht helfen. An dem müssten kundige Fraktionsvertreter aller Inselgemeinden, Mobilitätsanbieter, Verwaltung und Verkehrsexperten sitzen, die einen umfassenden Masterplan diskutieren, durchdenken und schliesslich implementieren.
Das wichtigste dabei wäre die Bereitschaft zur wohlwollenden Zusammenarbeit aller mit dem  Ziel, die Insel in Sachen Verkehr klimafreundlicher, lebenswerter und moderner zu machen. Und natürlich auch die Zeit, das zu tun. Ein Vertrag, der den ÖPNV für die nächsten zehn Jahre auf der Insel festschreibt sollte daher nicht überstürzt geschlossen werden und später genug Flexibilität erlauben, um jederzeit Nachbesserungen seitens der Gemeinden zu ermöglichen.